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N e w s   I / 2 0 0 8

 

 

B.B an A.M: schrill

1! April 2008

Fragen Sie uns bitte nicht, wie wir an diese e-mail der Büroleiterin des Kanzleramtes an ihre Chefin gelangt sind; ein guter Journalist verrät doch nicht die Quelle, aus der er klares Wasser trinkt! Hier ist die Abschrift der “abgefangenen” mail:

  • Von:              Beate Baumann
    An:                Angela Merkel, Bundeskanzlerin
    Gesendet:     Dienstag, 1. April 2008 00.07
    Betreff:         F.J. Jung

    Liebe Angela Merkel,

    habe gerade gelesen, was Pummelchen “Siegmal” Gabriel Nabelbeschauliches von sich gegeben hat:
    http://b-republik.de/b-republik.php/cat/118/title/Spezial

    Uns bestätigt, dass wir mit unserer 2009-Strategie genau richtig liegen (immer mit der “Sache” beschäftigen).

    Wir sind uns ja einig, dass an 1. wahlentscheidender Stelle die Innenpolitik liegt, und an 2. die Aussen/Sicherheitspolitik.

    Bei 2. fangen meine Bauchschmerzen an. Steinmeier ist unser target. Der tritt als Kandidat 2009 an und wird einen sicherheitspolitischen Schmuse-Kurs fahren, den die Welt noch nicht gesehen hat.

    M.E. müssen Sie sich auf diesem Feld profilieren, und zwar “praktisch”. Wir können nur die Sicherheits-Paranoia bedienen, die bis Ende 2009 noch reichlich Futter bekommt. D.h.: Sie müssen F. J. Jung korrigieren! Der führt seinen Laden auf so abenteuerliche Weise, dass man das gar nicht mehr übertreiben kann (eine entsprechende Listung liegt mir vor).

    Aus der sicherheitspolitischen “Community” habe ich gerade vernommen, dass Ihr neuester Spitznahme “Madam will das nicht” lautet.

    Wollen wir einen Termin finden, zu dem wir das in angemessener Ausführlichkeit besprechen? Ich bitte darum.

    Herzlichst, B.B.

{Der April! - macht, was er - schrill!}

 

Daten-Träume: grandios

27. März 2008

Für die Aufrechterhaltung des mentalen Wohlbefindens ist es u.E. absolut notwendig, zwischendurch eine Phase des Träumens einzurichten. Heute könnte z.B. die Studie des “Congressional Budget Office” (CBO) des U.S.- Parlaments über die Langzeit-Implikationen des U.S.-Verteidigungshaushaltes bis 2025 der Auslöser für die kurze Traumphase sein:
http://www.cbo.gov/ftpdocs/90xx/doc9043/03-20-CurrentDefensePlans.pdf

Unser ZET (Zurücklehnen, Entspannen, Träumen) verläuft so:

  • 1974 gegründet, überschüttet das CBO seinen Auftraggeber mit Analysen über die gesamte Breite der U.S.-Bundespolitik. 230 Mitarbeiter sind mit einem Jahresbudget von 37,3 Mio. USD (2008) versorgt. Jede Analyse findet man im Netz;
     
  • Die Abgeordneten des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages wünschen sich wahrscheinlich ein deutsches CBO;
     
  • Welche deutsche nicht-ministerielle Institution hätte die Beurteilungs-Kompetenz, eine w.o. vorgestellte Analyse zu fertigen? Eventuell könnte der Bundesrechnungshof (BRH) so etwas leisten, aber er müsste wohl im BMVg filzen;
     
  • Im BMVg muss man 2 Abteilungen vermuten, die Daten-Träume verwirklichen könnten:

    - Die Haushaltsabteilung, hier H I 1 (Grundsatzabteilung, unter Leitung von Manfred Foltars), die mit Sicherheit auf ganz fetten Datensätzen sitzt (nicht vergessen: der neue Staatssekretär Wolf hat nicht nur einen sehr guten Ruf, sondern hat auch alle Ordner im Zugriff);

    - Mit seinen jährlichen Bundeswehrplänen beweist der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, dass er im Führungsstab Streitkräfte (Fü S) eine eigene, militärische Beurteilungskompetenz aufgebaut hat, die eine eigenständige haushalterische Komponente beinhaltet, deren Profil immer mit dem der Haushaltsabteilung genau verglichen werden muss (siehe Vergleich der Ausgaben-Schichtung, Stichwort Betriebsausgaben). Träumerisches Frohlocken ist angesagt, weil General Schneiderhan in diesen Tagen den Erlass “Bundeswehrplan 2009” unterschreiben müsste, und unsereins sehnsüchtig hofft, dieses Papier in die Finger zu bekommen (es ist das allereinzige Dokument in dieser Republik, was zu dem Thema wirklich zählt);
     
  • Man träumt davon, das eine quasi-amtliche, parteipolitisch unverdächtige, deutsche Institution den deutschen Staatsbürger mit Hard-Core-Informationen zum Thema Verteidigungspolitik online versorgt. Kommunikationstheoretisch wäre ja die Fragestellung interessant, ob der nach Bundespräsident Köhler von einem “wohlwollenden Desinteresse” in Sachen Bw geleitete DurchschnittsDeutsche erheblich munterer wäre, wenn er wirklichen Stoff zum Thema finden würde.

    Zu den “hautnahen” Themen Arbeit, Gesundheit, Rente, Klima wird die berüchtigte “Tante Emma” täglich und masslos erschreckt (die Zeithorizonte von 2050 weisen natürlich weit über Emmas Lebenserwartung hinaus; logisch, dass sie an ihre Enkel denkt).

    Man stelle sich vor, die ARD-Tagesschau würde dauernd über eine dohende Sicherheits-Katastrophe berichten! Eine Studie nach der anderen habe kristallklar aufgezeigt, dass in 2030 die europäischen Streitkräfte total im Eimer wären (die Schweden diskutieren das gerade, Briten und Franzosen folgen, wir auch?)!

Schöne Träume und Albträume wohnen Tür an Tür. Sorry, wenn wir Sie wachknuffen; Sie haben ganz bestimmt (hoffentlich) einen süssen Traum gehabt (gut so).

{Es gibt Träume, die wirklich grandios sind}

 

Richthofen-Kino: Schaden

19. März 2008

Ja, wir haben kein ordentliches Thema gefunden (sorry), nur den britischen “Independent”, der einen deutschen Film über das x-fach abgedrehte Thema “Roter Baron” hochstilisiert:
http://www.independent.co.uk/news/europe/the-red-baron-unease-but-national-hero-at-last-7 96865.html

Über drei Seiten handelt Tony Paterson das Phänomen “Manfred von Richthofen” so ab, als könnte der ab 10. April in die Kinos kommende Film die deutsche Kriegsseele aufmuntern. Dagegen wird Nikolai Müllerschön, Direktor des Films, besuchsfördernd und abwiegelnd zitiert. Es gäbe “strong voices” gegen Hero-films, aber Richthofen habe sich gegen das “Schlachthaus” gewandt und den Krieg für verloren erklärt.

Wenn man unter “Nicolai Müllerschön” googelt, lernt man u. E., dass hier eine “aufgesetzte” Promotion-Kampagne abgefackelt wird, die einen hollywood-gehechelten Liebesfilm als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema vorgaukeln möchte.

Zu dumm, dass die Erkenntnis, dass der Krieg ein “Schlachthaus” ist, so neu nicht ist. Und im Verlauf des Krieges geäusserte Einschätzungen, dass der Krieg verloren sei, gehen ggf. in die Geschichte ein. Wenn man so vielleicht verleitet wird, jeden Krieg als verloren einzuschätzen, wundert man sich, dass hier und da einige Zeitgenossen für sich reklamieren, einen Krieg “gewonnen” zu haben. Man müsste folglich unsereins ausreden, dass man je etwas gewinnen könnte, auch nicht an der Kinokasse (18 Mio. EUR sind einzuspielen).

{Gewinn ist Schaden - nicht bei Dir}

 

Traumschiff: Navyator

14. März 2008

Zum nahen Wochenende entspannt unsereins sich ganz unkorrekt und empfiehlt: Mach mal mit, stimm Dich ein mit Assoziationen wie “Kreuzfahrt” nach Spanien, Sonne, Meer, und noch mehr.

Dann schau ganz sehnsüchtig auf Deine 360 Mio. EUR kostende Juan Carlos I, Traumschiff von NAVANTIA:

  • 230 Meter lang, 32 m hoch, 18.000 Tonnen Verdrängung, 9.000 nm Reichweite, 900 Kameraden sind mit Dir, 46 Autos (mit je 1.500 PS!), jede Menge Hubschrauber und sogar eine Skischanze für Senkrechtstarter!

Wenn Du anheuerst, wird garantiert ein kleine deutsche “Community” an Bord sein. Vorsicht ist geboten, wenn Du Dich an diesen Stammtisch begibst. Du bist von ambitionierten Sehleuten umgeben, Landratten, Kreuzfahrern halt. Ist man als Deutscher vielleicht etwas neidisch auf die spanischen Freunde? Garantiert wird das Stichwort “Basis See” fallen, und dass die deutsche Marine eigentlich genau auf demselben Trip sein möchte (niemand wird das Kürzel F 125 über die Lippen bringen)!

Genau jetzt musst Du Dich entscheiden, ob Du visionärer Stratege oder erbärmlicher Buchhalter sein willst (top down vs. bottom up).

Es ist so furchtbar trivial, dass dem traumschiffenden Wochende die nasskalte Gischt des Montags (ohne h) folgen wird.

{See You later, Navyator}

 

Info-Pakete: nix

12. März 2008

Wer noch Zeit und Lust hat, sich die Netzhaut mit vernetzter Sicherheitspolitik zu beträufeln, findet reichlich Gelegenheit, in aufsteigender Reihenfolge:

Man müsste schon wieder eine Kurzstudie vergeben können:
Warum ist der deutsche ISAF-Einsatz so “billig”?:

  • 7.800 britische ISAF-Kameraden kosten 2,156 Mrd. EUR/Jahr.

    Der
    “Bundeswehr-Plan 2008” sieht für die Auslandseinsätze aller rund 7.700 SoldatInnen für 2008 ganze 600 Mio. EUR vor (3.200 dienen bei ISAF, rein rechnerischer Anteil = 250 Mio. EUR). Unsere “gutgemeinte” Daumenpeilung ergäbe aber, dass für die Bw in AFG grob 400 Mio. EUR zu schätzen wären.

    Wie ist also zu erklären, dass die Deutschen mit rund einem Viertel des Geldes auskommen, welches die Briten verbrennen?

{Von wegen: Fragen kostet nix}
(P.S.: Man stelle sich vor, das BMVg würde verdonnert, eine genaue AFG-Rechnung vorzulegen!!)

 

Robbe-Bericht: leerquatschen

5. März 2008

Auf den einen Tag im Jahr freut sich der zu “freundlichem Desinteresse” für seine Streitkräfte beflissene Michel: Wenn der Wehrbeauftragte seinen Jahresbericht abgibt:
http://www.bundestag.de/aktuell/archiv/2008/19760372_kw10_wehrbeauftragter/jahresberich t2007.pdf

Vom letzten Jahr sind die “Schimmel-Kasernen (West)” vielleicht noch in Erinnerung. Der Medien-Start für dieses Jahr verspricht die Erinnerung, dass unsere Soldaten sogar noch übergewichtiger sind, als die Zivilmacht.

Die Buchstaben, die der Wehrbeauftragter auf 40 Seiten hintereinander fügt, darf natürlich jeder so kirschenpflücken, wie er mag. Unsereins tut das so:

  • Was Reinhold Robbe zum Afghanistan-Einsatz schreibt (S. 12 f.), zur Einsatzplanung (S. 14), reicht schon. Übelst ist dagegen das Kapitel “Einsatzsicherheit” (S. 15);

    Auf S. 16 findet man ein bezeichnendes Beispiel, das die systemische Morbidität der höchsten Führung des BMVg treffend kennzeichnet:
    Das Bw-gelieferte Pistolenhalfter ist in Verbindung mit der Schutzweste “Bristol” augenscheinlich völlig unbrauchbar. Wegen fehlender Haushaltsmittel will man im Jahre 2010(!!) darauf reagieren. Kaberettisten werden dahinter die strategische Absicht vermuten dürfen, dass Praktikant Jung das “Aus-der-Hüfte-Schiessen” nur für sich erlauben will (das ist auch “Taschenkarten”-kompatibel);
     
  • Was der Wehrbeauftragte zum Thema “Führungsverhalten” anmahnt, ist u.E. tiefgreifend:
    “Dabei handelt es sich, das muss noch einmal betont werden, nach meiner Beobachtung keineswegs nur um Einzelfälle. Um die aufgezeigten Defizite auszugleichen, bedarf es meines Erachtens einer nachhaltigen Initiative im Rahmen von Ausbildung und Dienstaufsicht.”

    Was den dementsprechenden Führungsakzent angeht, kann nur Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan verantwortlich sein. In knapp einer Woche (10.-12.3) hat er während der 41. Kommandeur-Tagung in Berlin die Gelegenheit, einen ordentlichen “Morgen-Apell” zu veranstalten.

    Wenn man gerade beim Thema “Kommandeurstagung” ist, kann auffallen:

    - Wenigstens einmal im Jahr sollte man mit seinen “Lieben” reden, schäkern, schmalquatschen (auch wenn es schwerfällt);
    - Die letzte (40.) Kommandeurstagung hat 2005 in Bonn stattgefunden;
    - Wenn Führende sich für 3 Jahre von der Live-Stage verabschieden, geht das gar nicht.

Die Telekom-Werbung hat völlig recht: Du musst Dich leerquatschen!

In diesem Sinne sollte man Robbe’s Vorwort wirklich verstehen (S. 3):

  • “Obwohl ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, hat sich an den grundsätzlichen und strukturellen Problemen der Bundeswehr nur wenig zum Positiven hin geändert.”
     
  • “Die wesentlichen Themen, die für die Soldatinnen und Soldaten im Berichtsjahr von Bedeutung waren, sind nicht neu, sondern bereits bestens bekannt. Sie stehen in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Bundeswehr - gemessen an ihren vielfältigen Aufträgen und den Notwendigkeiten der Transformation - chronisch unterfinanziert ist.”

{BILD titelt heute: Bw ist fett unterfinanziert}
(P.S. Frau Kanzlerin erinnert sich ihrer Worte, die sie beim letzten Bundeswehr-Verbands-Treffen ausgestossen hat)

 

Drogen-Report: 100 EUR (+ 1. Nachtrag 4.3.)

3. März 2008

Wer sich anständig über die Drogen-Lage in Afghanistan informieren will, sollte den gerade erschienenden “International Narcotics Control Strategy Report” des U.S.-Aussenministeriums zur Hilfe nehmen:
http://www.state.gov/p/inl/rls/nrcrpt/2008/vol1/html/100779.htm

Wer die argumentatorische Keule liebt, wird für jede Behauptung eine Basis finden; eigentlich muss man sich nur die Tabelle auf S. 5 ausschneiden.

Bisher hat unsereins immer gedacht, aus der Klemme zwischen Optimist und Pessimist könne man sich mit Realist heraushangeln. Aber das geht nicht. Nihilist ist falsch, Opportunist ist deutschsprachlich diskreditiert, Aktionist ist zu marketingtionistisch, Beutelsbach ist auch etwas zu interessengeleitet; der Defätist kann einem auch nicht gelegen sein. Der Analyst hatte auch schon bessere Tage, Reformist ist irgendwie abgegriffen. Was nun? Im Sinne von OpenSource und Wikipedia fragen wir:
Was soll man in dieser Welt sein?
(Versprochen: Wer unsereins - in Dieter-Bohlen-Funktion - den Begriff nennt, der umschreibt, wie man diese Welt angehen sollte, erhält - nur von uns - den absolut inadäquaten, lächerlichen Betrag von 100 EUR; spätere dicke Awards von Philantopen nicht ausgeschlossen).

{Kein Schwein ruft mich an ... keine mail will sail}

1. Nachtrag 4.3.08:

Man muss mögen, was uns der Fachschaftsrat (nein, kein 2. sch) geschrieben hat:

“Ich hätte da noch ein paar Vorschläge, Herr Forster!

..."Euphemist" (Rückt leider nah in Richtung "Beutelsbach")
..."Okkultist" (Eher okzidental)
..."Reduktionist" (Berufsbezeichnung des Drogendealers?)
... oder doch lieber "Kantonist" (wenn das nicht zu Afghanistan passt... )

Beste Grüße aus Leipzig
Michael Klemm
http://www.uni-leipzig.de/~klemm

 

Viel man: fragil

26. Februar 2008

Wenn man nicht wirklich etwas Deftiges hat, bietet man die Vielman-Strategie an - dit un dat - MOIN:

{So lautet der Bw-Lagebericht: Die Situation ist ruhig, aber fragil}

 

Frank zur AFG-Debatte:

13. Februar 2008

Wir bekommen selten e-Post, allerdings ist sie in aller Regel qualifiziert. Frank hat uns das geschrieben:

“Bei all Ihrer schnellen Bereitschaft, Truppen nach AFG zu schicken, sollten Sie sich den Anhang
http://www.ecfr.eu/content/entry/fact_sheet_on_nato_in_afghanistan/
einmal anschauen und danach Botschafter Nuland zeigen. Gepaart mit dem größten aller Caveats, nämlich seine Truppen nicht anderen Alliierten zu unterstellen, sollten die USA einfach einmal still sein.
Wir machen unseren Job und zwar sehr gut!”

Lieber Frank,
ich habe mich über Deine Post gefreut und danke Dir. Erlaube mir bitte diese Anmerkungen:

Dein Link zu Rechnungen über das burden-sharing ist sehr hilfreich und wird die User freuen. Wenn ich damit angebe, dass ich bereits am 28. November 2006 eine Rechnung angestellt habe, die dazu auch den m.E. richtigeren Bezug auf die Grösse der Landstreitkräfte nimmt, sieh mir das bitte nach.

Du wirst wissen, dass insbesondere die Deutschen immer darauf bestanden haben, ISAF und OEF zu trennen. Beide wissen wir, dass die NATO die einzige Organisation ist, der die U.S.A. generell das Kommando über ihre Soldaten unterstellt. Natürlich haben sie dabei immer einen grossen Hut auf (die Führungsfrage stellt sich auch im Zivilleben; bei einer 51:49 Beteiligung führt immer die 51).

Wer hat je bestritten, dass “Ihr” Euren “Job” sehr gut macht, national oder international? Und jeder Ernstzunehmende weiss, dass diesem Gesamturteil wenige Gegenbeispiele keinen Abbruch tun. Seit Jahrzehnten kenne ich keine repräsentative Umfrage, die der Bundeswehr (nicht zu verwechseln mit verteidigungspolitischen Fragen) höchstes Vertrauen (Spitzenplatz unter den “Institutionen”, knapp unter 80 %) entgegenbringt.

{Herzliche Grüsse von michael}

 

DNI-Bedrohung: ruhig

6. Februar 2008

Die Schar derjenigen, die sich für die jährliche Einschätzung der Brohung durch den obersten U.S.-Geheimdienst-Chef, J. Michael McConell, interessieren, dürfte nicht so gross sein. Eigentlich müsste man sie aber gelesen haben:
http://www.dni.gov/testimonies/20080205_testimony.pdf

Uns hat beeindruckt (jeweils pdf.-Seite):

  • Das Kapitel “Iran” (S. 11): Nach dem letzten “National Intelligence Estimate” (NIE) über Iran, dass er 2003 sein Nuklearwaffen-Programm suspendiert habe, muss man jedes Wort auf die Goldwaage legen, das man liest (“keeping open the option to develop nuclear weapons”);
     
  • Die kompetenten Achsen für den Cyberwar werden namentlich genannt: Russland und China (S. 18);
     
  • Im Sept. 2007 haben NATO-Soldaten in Afghanistan einen iranischen Konvoy abgefangen, der den Taliban Waffen bringen sollte (S. 25);
     
  • China verkauft Raketen an die iranische Regierung (S. 33).

Wer genügend abgebrüht ist, wird wahrscheinlich keine wirklichen Aufreger finden.

{2008 wird ruhig (%-)}

 

U.S.-Rüstungshandel: einsammeln

23. Januar 2008

U.S.-Präsident George W. Bush hat gestern eine Direktive unterschrieben, die die Exportkontrollen im U.S.-Rüstungshandel reformieren sollen:
http://www.whitehouse.gov/news/releases/2008/01/20080122-4.html

Das vom U.S.-Aussenministerium veröffentlichte Fact Sheet beschreibt die Inhalte genauer:
http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2008/jan/99562.htm

Wenn der Rüstungshandel mit den U.S.A. etwas vereinfacht und beschleunigt wird, ist das sicher für die euroäische Rüstungsindustrie von Vorteil. Es ist aber nicht erkennbar, dass die von der damaligen Aussenministerin Madelaine Albright 1999 während des NATO-Gipfels aus der Taufe gehobene “Defense Trade Initiative” (DTSI) damit betroffen wäre.

Die DTSI sollte eine wesentlich engere transatlantische Rüstungskooperation ermöglichen. Im November 2002 setzte sie die Bush-Administration zur Überprüfung aus; 6 Monate wurden als Bearbeitungszeit angeben. Bis heute steht das Ergebnis allerdings aus. 9/11 und die im gestrigen Bush-Text erwähnte “continued international economic and technological leadership” dürften der Grund dafür sein.

Ob man dem DTSI-Gedanken nachweinen sollte, ist überlegenswert:

  • Deutschlands rüstungsindustrielle Basis ist noch so leistungsfähig, dass man ganz überwiegend zu Hause einkaufen kann. Allerdings gibt es beunruhige Einzelbeispiele, die Trendanalysen stören:

    - Der deutsche Rüstungshaushalt reicht bereits heute nicht, die Bandbreite deutscher Industrie-Angebote als Referenzkunde zu bestellen, damit die wenigstens diese Bundeswehr-”Zertifizierung” bei Exportanstrengungen vorweisen kann;

    - Bei Dotierung des Haushaltstitels Forschung und Entwicklung fragt man sich, ob auch in 10 Jahren die bisherige Erfahrung gilt: Mit geradezu lächerlichen Finanzen zaubern die Deutschen Ergebnisse, die zur Sicherung einer weltweiten Spitzenposition reichen;

    - Allerdings gibt es Anzeichen des Schwächelns. Die Kritik von führenden Militärs aus Luftwaffe und Marine an der Leistungsfähigkeit bestellter Rüstungsprojekte wird richtig laut. Dominante Hoflieferanten glauben der politischen Führung des BMVg einfach nicht, dass sie die Kraft aufbringt, schlicht bei dem (europäischen, oder gar amerikanischen) Lieferanten aus dem Regal zu bestellen, anstatt die “nationale” Rüstungsbasis teuer auf den Level hochzusubventionieren, damit der international erst einmal konkurrenzfähig wird (das gilt sogar für die nationalen “Beine” der EADS, die sich dazu noch im Verdrängungswettbewerb befindet);

    - Seit den Auslandseinsätzen der Bundewehr hat man noch nicht überall begriffen, dass die Militärs aufgrund von lebensrettenden Dringlichkeiten “hier und heute” eine Lösung haben wollen; sie können nicht auf den St.Nimmerleinstag warten, bis die “deutsche” Rüstungsindustrie aufgewacht ist (Beispiel PREDATOR, MELLS).
     
  • Wenn man als “deutscher Interessenvertreter” die europäische Szene beäugt, wird es noch schwieriger. Die Briten sind BAE, die Franzosen autonom; dagegen will man ein Patentrezept finden? Eine e-mail reicht.

Um zu DTSI zurückzufinden: Wie soll die deutsche Regierung eine DTSI-Position finden? Wer in der gesamten Regierung zerbricht sich darüber das Allerwerteste, den Kopf? Sind unsere französischen und britischen Freunde in dieser für Europa langfristig strategischen Frage überhaupt sensibel?

{Zerbrech Dir nur den Kopf - ich sammele alles ein!}

 

Preview: Langweile

14. Januar 2008

Wenn man voraussehen will, was das Jahr 2008 sicherheitspolitisch erbringen wird, macht man am besten eine Unterteilung: Einschneidende Überraschungen lässt man beiseite und konzentriert sich nur auf Wahrscheinlichkeiten:

  • Terroristen, die der aberwitzigen Interpretation anhängen, der ALLMÄCHTIGE würde den wahllosen Mord an seinen Geschöpfen paradiesisch belohnen, werden in 2008 deutlich weniger Zustimmung finden. Jeder blindwütige Selbstmordanschlag auf unschuldige Kinder, Frauen und Männer wird puzzle-artiger Beweis, dass diese Jihad-Interpretation völlig irr ist. Die absolute Mehrheit der Muslime ist von dieser “Politik” nicht zu überzeugen und wird sich mehr und mehr aktiv dagegen wehren.
     
  • Die Al-Qaida-Führer haben ein strategisches Problem:
    Ausser der Selbstmord-Methode mit ihren makaber marginalen Wirkungen haben sie kein Konzept, systemwandelnde Erfolge zu erzielen. Sie ahnen noch nicht einmal militärisches Grundlagenwissen; sie haben zwar genug Krieger, aber keine wirksamen Waffen.
     
  • Der Brennpunkt des Jahres 2008 wird Pakistan sein. Muslimischer Extremismus ist dort sicher relativ stark verbreitet, aber nicht umsturz-fähig. Das pakistanische Militär als die entscheidende Kraft ist zu “weltlich”, um irre Religionspraktiken für gesellschaftsfähig zu halten.
     
  • Für den Iran sind handfeste Ergebnisse zu erwarten. Es ist kein Geheimnis, dass die politische (und schiitische) Elite des Landes gespalten ist. Ahmadinejad hat genügend Gegner, die ihn aus dem Amt treiben wollen.
     
  • Nicht mehr lange wird die Frage bestehen, ob die nordkoreanische Führung die mit der Sechser-Gruppe ausgehandelte Vereinbarung auch tatsächlich einhält (wahrscheinlich). Falls nicht, wird dieser Krisenherd ein heftiges Comeback haben.
     
  • Den Irakern ist nur zu wünschen, dass sich der jetzige Trend verstetigt; das ist die zu erwartende Entwicklung. Die sich daraus ergebenden Folgen sind für die Region beachtlich.
     
  • Zu undifferenziert wird die These getutet, dass der Afghanistan-Krieg durch ISAF militärisch nicht gewonnen werden kann. Können die Taliban ihn denn militärisch gewinnen? In 2008 auf jeden Fall nicht. Auch für sie gilt das o.a. strategische Dilemma der Terroristen. M.E. besteht auch für Afghanistan in diesem Jahr die Chance, dass es seine Wirkung entfaltet.
     
  • Allenthalben wird die Akzeptanz der amerikanischen Führungskraft schon in den Keller geschrieben. Wenn aber die unsererseits für wahrscheinlich gehaltenen Entwicklungen in 2008 Platz greifen, werden ganz andere Thesen gelten.

Demnach sieht unser 2008 im Grunde recht entspannt aus. Logisch ist, dass wir Überraschungen gar nicht mögen.

{Wer Überraschungen liebt, versteht Langweile falsch}

 

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